Presseberichte zur Ausstellung "HerzRasen"
Presseartikel zur Ausstellung HerzRasen
Rhein-Zeitung vom 17.06.2014, Seite 25 / Lokal
Jeder Künstler interpretiert Herzrasen anders
Ausstellung Internationale Schau in Remagener Galerie zeigt Bilder und Objekte im Kontext der Fußballweltmeisterschaft
Von unserer Mitarbeiterin
Petra Ochs
M Remagen. Es scheint ganz so, als ob das runde Leder dieser Tage die Welt regiert. Auch die Remagener Galerie Kunsthaus Rheinlicht kommt nicht ganz an König Fußball vorbei: In der aktuellen
Ausstellung " HerzRasen" , die am Sonntag Eröffnung feierte, zeigen 14 internationale Künstler ihre Werke im Kontext der Fußballweltmeisterschaft 2014.
" Herzrasen" - dieser Begriff lässt sich so oder so interpretieren: als schnell klopfendes Herz, wenn Anstrengung, Gefühle oder Lust einen übermannen, oder aber als das Stück grüne Wiese, an das
Fußballfans ihr Herz verloren haben. Im Kunsthaus Rheinlicht kommt beides voll zum Zuge. " Rote Karte" hat Andrea Schneider ihre Eisenskulptur genannt, bei der sich Schiedsrichter und foulender
Fußballer im verbalen Clinch gegenüberstehen.
Skurrile Gedankenspiele in Blau auf Weiß zum Thema " Rasen" liefert Torsten Siegfried Haake Brandt. Und weil er findet, dass generell zu viel gemalt wird, bezeichnet er sich lieber als "
Textarbeiter" und lässt seine Bilder vom Betrachter selbst " lesen" . Brandt hat noch dazu " The Blö" , eine utopische Firma für theoretische Bilder, gegründet. Theoretisch meint: " Die Bilder
könnten so aussehen, wie Sie sie sich zurechtmalen" , erklärt der Künstler. Großformatige Zeichnungen steuert der Kanadier Peter Gnass bei. Er widmet sich dem Themenkomplex " Macht" ,
symbolisiert durch den bewaffneten Reiter, der ohne Rücksicht das aufbegehrende Volk niedertrampelt.
An das Herz als biologisches Organ erinnern die Makrofotografien von Michael Korotschenko: Die ganz nah an die Linse genommenen Detailansichten von Mineralien, versteinerten Bäumen und
Edelsteinen sind wie ein kaleidoskopartiger Blick tief ins Innere des Körpers.
Die Malereien von Ursula Adrian-Rieß nehmen die Herzspannungskurve in den Blick: Rot ist die Linie des rhythmisch schlagenden Herzens, doch auf dem letzten Bild der vierteiligen Serie bleibt sie
flach. Herzrasen könnten auch die erotisch inszenierten Modelle auf Dimitri Vojnovs altmeisterlichen Gemälden bei einigen Betrachtern auslösen. Und bei einem Selbstporträt von hinten schauen die
alten Meister dem Künstler quasi über die Schulter: Dürer und Van Gogh linsen über den Bildrand auf das entstehende Bild. Viel nackte Haut, in Eis, Moos und in Blattwerk gebettet, zeigen die
Fotografien von Kathrin Höhne.
Das schnell pochende Herz der Großstadt dominiert die Gemälde von Verczka Kosch. Düster ist ihr Blick auf den Moloch Metropole - vielleicht ja ein Hinweis auf die Großstädte Brasiliens? Womit wir
wieder bei der Fußball-WM wären. Diese spielt in abstrahierter Form auf den Mixed-Media-Bildern von Ulrike Stausberg eine Rolle. " Ich folge dem, was sich zeigen will" , sagt die Künstlerin. Sie
sieht sich als Übersetzerin für das, was noch nicht materialisiert ist, und will auf ihren Bildern Glaubenssätze aufheben: Niederlagen sind noch längst kein Verlust und Siege nicht unbedingt ein
Gewinn. Die WM in Brasilien sieht sie kritisch: Der ganze Trubel sei eigentlich eine Verheerung.
Ohne Umschweife lässt sich dagegen Fotograf André Rüssel auf das Thema Fußball ein: Auf seinen Porträts inszeniert er unter anderem den mehrfachen Weltfußballer Lionel Messi mit schüchternem
Lächeln und dessen Landsmann Luiz Gustavo in der Pose eines Gangsterrappers. " Und im Flur hängt noch Dante" , erklärt Rüssel.
Z Die Schau " HerzRasen" in der Galerie Kunsthaus Rheinlicht, Waldburgstraße 36, läuft bis Freitag, 20. Juli. Öffnungszeiten Mittwoch bis Samstag, 15 bis 18 Uhr.
Quelle:
Rhein-Zeitung vom 17.06.2014, Seite 25
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